© Jacqueline Günther

Caspar David Friedrich

in der Sächsischen Schweiz

Es ist das wohl bekannteste Gemälde der Deutschen Romantik: der „Wanderer über dem Nebelmeer“. Geschaffen wurde es um 1818 von Caspar David Friedrich (1774-1840). Märchenhaft, geheimnisoll und lebendig - so zeigt sich die Landschaft dem Betrachter. Berühmt ist das Bild nicht nur wegen seiner ästhetischen Qualitäten, sondern weil es ein Sinnbild für den Geist der Romantik ist.

Die Landschaft, die das Bild zeigt, ist die Sächsische Schweiz. Für Friedrich, der die größte Zeit seines Lebens in Dresden verbrachte, war die nahe Felsenwelt Sehnsuchtsort, Inspiration und Zuflucht in einer aus den Fugen geratenen Welt. Der 250. Geburtstag des Künstlers im Jahr 2024 ist ein guter Anlass, seinen Spuren im Elbsandsteingebirge zu folgen und bietet Gelegenheit, sich ganz im Geiste des Romantikers mit der Natur und der Landschaft zu vereinigen.

Der Künstler Caspar David Friedrich & die Zeit

© Hamburger Kunsthalle, bpk, Foto: Christoph Irrgang

Geboren wird Caspar David Friedrich im Jahr 1774 in Greifswald als sechstes von zehn Kindern einer Handwerkerfamilie. Nach einem Studium an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen zieht Friedrich im Alter von 24 Jahren nach Dresden, das zu dieser Zeit mit seiner bedeutenden Akademie ein europäisches Kunstmekka ist. Für Friedrich, der die größte Zeit seines Lebens in Dresden verbrachte, war die nahe Felsenwelt der Sächsischen Schweiz Sehnsuchtsort, Inspiration und Zuflucht in einer aus den Fugen geratenen Welt.

Es sind bewegte Tage – politisch, sozial, religiös, kulturell. Die Industrialisierung ändert die Lebensumstände der Menschen rasant, die Aufklärung das Weltbild. Napoleon trägt mit seinen Truppen das Grauen der Französischen Revolution weit in den europäischen Raum hinein. Als Reaktion auf den neuen Rationalismus der Zeit entsteht eine neue künstlerische Strömung: die Romantik. Hinwendung zur Natur, Suche nach dem Metaphysischen, Introspektion, Untersuchung ästhetischer Prinzipien: Das sind einige der Kennzeichen der neuen Kunst. Dresden wird dafür ein bedeutendes Zentrum und Caspar David Friedrich einer der wichtigsten Vertreter.

Caspar David Friedrich & die Sächsische Schweiz

© Iven Eißner

Bedrohlich, geheimnisvoll und gleichermaßen furchterregend wie anziehend: So hat Friedrich die Sächsische Schweiz in seinen Gemälden oft dargestellt. Er hatte hier das Ideal einer romantischen Landschaft gefunden. Die Naturempfindung als Quelle der Erkenntnis: Das ist für den Maler zeitlebens ein bestimmendes Thema. Immer wieder sucht er die Einsamkeit und die Stille, um Natur und Landschaft nicht nur zu sehen, sondern sie zu spüren. Innehalten, Betrachten, Fühlen: Dazu lädt uns Caspar David Friedrich ein.

"Ich muss allein bleiben und wissen, dass ich allein bin, um die Natur vollständig zu schauen und zu fühlen. Ich muss mich dem hingeben, was mich umgibt, mich vereinigen mit meinen Wolken und Felsen, um das zu sein, was ich bin." Das schrieb Friedrich im Jahr 1821.

Der 250. Geburtstag des Künstlers im Jahr 2024 ist ein wunderbarer Anlass, seinen Pfaden durch die Region zu folgen und seine Lieblingsorte aufzuspüren.

Die 10 schönsten Orte auf den Spuren von Caspar David Friedrich

Bastei

Mit seiner besonders beeindruckenden Landschaft bot das Basteigebiet von jeher eine Fülle von Bildmotiven für Künstler. Auch Caspar David Friedrich verewigte es in einigen seiner Werke. Das Ölbild »Felsenlandschaft« aus dem Jahre 1823 stellt bspw. die imposante Felsgruppe des Neurathener Felsentors dar.

Wandervorschlag: Malerweg 2. Etappe

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Uttewalder Felsentor

Darstellungen des Uttewalder Felsentors markierten Ende des 18. Jahrhunderts einen Umschwung bei der Betrachtung der Landschaft: Entsetzen über die Urgewalt und Bedrohlichkeit der Natur wandelte sich in Entzücken über die malerische Romantik des Werdens und Vergehens. Caspar David Friedrich suchte in der Gegend mehrere Tage lang die Einsamkeit und skizzierte die Landschaft. Dem russischen Dichter W. A. Shukowsky berichtete er 1821, er habe einmal eine ganze Woche im Uttewalder Grund „zwischen Felsen und Tannen“ gewohnt und dabei keine Menschenseele getroffen. 1825 verarbeitet er das intensive Erlebnis zu seinem düsteren Ölgemälde „Uttewalder Grund“.

Wandervorschlag:  Malerweg 1. Etappe

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Krippen

Als im März 1813 Dresden zum Kriegsschauplatz wird und der französische Herrscher Napoleon mit 10.000 Mann die Stadt besetzt, entschließt sich Friedrich zur Flucht – in seine geliebte Sächsische Schweiz. Im beschaulichen Fischerdorf Krippen findet er im Haus eines Freundes Unterschlupf. Er kennt das Malerische der Umgebung und die Vielfalt der Motive, die sich ihm hier bieten, von früheren Besuchen. Doch die innere Ruhe, die der Künstler zum Arbeiten braucht, stellt sich lange nicht ein. Die Geschehnisse der Tage beschäftigen ihn auch hier. An die Zeit des Malers in Krippen erinnert seit 2023 ein Denkmal am Bächelweg. In Anlehnung an historische Wegweisersäulen, wie sie einst den Künstlern der Romantik Orientierung gaben, markiert die eineinhalb Meter hohe Sandstein-Stele den in Krippen beginnenden Caspar-David-Friedrich-Weg. Geschaffen wurde das Denkmal von Steinmetz Jan Lorenz.

Wandervorschlag:  Caspar-David-Friedrich-Weg

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Burg Stolpen

Die alte Veste Stolpen erweckte mit ihrer weithin sichtbaren Silhouette auch das Interesse der Romantiker. Caspar David Friedrich weilte am 27. August 1820 in Stolpen und zeichnete den freistehend-aufragenden Coselturm im Hochformat. "Die Türme zu lang." vermerkt Friedrich an diesem Tag auf seiner Skizze vom Coselturm. Neben dem Turm eine klaffende Wunde. Hier zeichnete er den Teil der Anlage, der nur wenige Jahre zuvor durch Napoleon und seine Truppen zerstört wurde. Deutlich sieht man die Lücke in der Mauer und das Geröll, das da heraus gesprengt wurde.  Friedrich machte es sich damals zur Aufgabe, die Spuren der napoleonischen Zerstörungen zu dokumentieren und zeichnete diese, wo er nur konnte.

Wandervorschlag:  Spaziergang durch Stolpen

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Kaiserkrone

Caspar David Friedrich arbeitete um 1817 am berühmten "Wanderer über dem Nebelmeer". Für die Rückenfigur benötigt er einen markanten Felsen, auf dem der Wanderer postiert werden soll. Er verwendete dafür als Vorbild einen Felsen am Aufstieg zur Kaiserkrone. Auf einer seiner Krippener Wanderungen im Jahr 1813 muss er diesen Felsen entdeckt haben. "So hoch über die höchste Spitze des Steins ist der Horizont", hat er am Rand der Zeichnung "Felsige Kuppe" vermerkt. Fünf Jahre später diente diese Skizze als Vorlage für sein berühmtes Gemälde. Auch wenn sich der Felsen bereits am Fuße der Kaiserkrone befindet, lohnt sich ein Aufstieg auf die Kaiserkrone. Der Ausblick ist phänomenal!

Wandervorschlag:  Caspar-David-Friedrich-Weg

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Hohnstein & Polenztal

Das Jahr 1800 kann als Höhepunkt der Sächsische Schweiz Euphorie Friedrichs angesehen werden. Mindestens fünfmal war der damals 25-jährige in diesem Jahr in der Region. Neben seinem mehrtägigen Abenteuer im Uttewalder Grund besuchte Friedrich Anfang Juli die Gegend um Hohnstein. Schon durch ihre Lage bietet die Burg Hohnstein einen malerischen Anblick. Die unmittelbare Umgebung der Felsen und tief eingeschnittene Täler zogen die Maler im 18. und 19. Jahrhundert geradezu an. So auch Caspar David Friedrich!  Anfang Juli 1800 hielt sich Friedrich am Hohnstein auf, wo er am 8. Juli die Toreinfahrt der Burg Hohnstein skizzierte und am darauf folgenden Tag das sogenannte „Schinderloch“, eine bis heute existierende Öffnung des Bärengartens in Hohnstein. Friedrich war von dessen Ruinen beeindruckt und hielt die Anlage in einer Bleistiftskizze fest.

Außerdem sreifte er auch durchs liebliche Polenztal und entdeckte den imposanten, mit Kiefern bewachsenen Sandsteinblock. Die Felsstudie verarbeitete er Jahre später in seinem Gemälde „Ausblick ins Elbtal“. In künstlerischer Freiheit hob er den tonnenschweren Koloss auf einen Aussichtspunkt und ersetzte die Kiefern durch Fichten.

Wandervorschlag:Polenztalweg

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Lilienstein

Ein flaches Plateau, fast senkrechte Felswände, ein bewaldeter Sockel, ringsum offenes Land. Der 415 Meter hohe Lilienstein ist eine markante Erscheinung. Auch Caspar David Friedrich war fasziniert und hat den einzigen rechtselbischen Tafelberg aus  verschiedenen Perspektiven gezeichnet. Überliefert sind Ansichten von Rathen, Krippen und Prossen aus. Ob er auch auf dem Plateau des Liliensteins gewesen ist, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. In einem Sepia um 1836 bekommt der Lilienstein einen letzten großen Auftritt in Friedrichs Werk – als jenseitiges Ziel einer mühevollen Lebensreise.

Wandervorschlag: Vom Kurort Rathen über den Lilienstein und Prossen nach Bad Schandau

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Amselgrund

Wie der Gamrig erinnert auch der Honigstein ein wenig an Burgruinen. Die markante Formation ist im Hintergrund von Friedrichs um 1810 geschaffenen Aquarell „Felsen an einem Waldweg“ zwar nur angedeutet, aber für die Komposition entscheidend. Der Standort des Malers lässt sich durch die Perspektive gut nachvollziehen. Es ist der Weg durch den Amselgrund, kurz vor dem Amselfall. Auf diesem, wie auf anderen Bildern der Zeit sieht man, dass Anfang des 19. Jahrhunderts die Sächsische Schweiz deutlich weniger dicht bewaldet war. Heute versteckt sich der Honigstein zumeist hinter hohen Bäumen.

Wandervorschlag:Malerweg 2. Etappe

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Kuhstall

Schon in Caspar David Friedrichs Jugendzeit war der „Kuhstall“, das größte Felsentor in der Sächsischen Schweiz, ein beliebtes Ausflugsziel. Naturfreunde hatten einen Steinblock als Tisch hineingewälzt, jemand hatte eine Kochstelle in den Felsen gemeißelt,
es gab im Sommer einen Imbiss und es war Mode, seinen Namen an die Felswand zu schreiben. Dazu wurden sogar Pinsel und Tusche bereitgestellt! Beides ist heute verboten! Auch Friedrich war mehrfach hier. Seine um 1818 geschaffene Zeichnung entstand während einer Wanderung mit seiner Frau sowie seinen Freunden Kummer und Carus.

Wandervorschlag: Hinauf auf den Kuhstall

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Pirna

Immer wieder unterbrach Caspar David Friedrich die Arbeit in seinem Atelier in Dresden, um in der Sächsischen Schweiz zu wandern und zu zeichnen. Mindestens 19 Aufenthalte sind belegt. Sicher kam er dabei oft durch das alte Elbtor von
Pirna. Schon bei einer seiner ersten Begegnungen mit ihm hat er es skizziert. Der Rest der alten Stadtbefestigung wurde einige Jahrzehnte zuvor bereits von Bernardo Bellotto, gen. Canaletto, als Motiv genutzt. In der Mitte des 19. Jh. wurde es abgerissen.

Wandervorschlag:  Canalettoweg

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Wandern auf den Spuren von Caspar David Friedrich

© Philipp Zieger

Schon zu Caspar David Friedrichs Zeiten kannten die Dresdner Künstler die eindrucksvollsten Täler und Schluchten und die Wege dahin. Auch Friedrich hatte diese Pfade genutzt. Der heutige Malerweg Elbsandsteingebirge folgt vielen dieser historischen Wege. Den Uttewalder Grund, das Neurathener Felsentor, den Kuhstall und viele weitere von Caspar David Friedrichs Motiven können Wanderer entlang der insgesamt 116 Kilometer Fernwanderroute entdecken.  

An Friedrichs „Flucht nach Krippen“ im Jahr 1813 erinnert der Caspar-David-Friedrich-Weg. Der insgesamt etwa 15 Kilometer lange Wanderweg führt von Krippen entlang des Mittelhangweges bis nach Schöna mit der Kaiserkrone und anschließend über den Wolfsberg und durch Reinhardtsdorf wieder zurück zum Ausgangspunkt. Anhand der Zeichnungen im „Krippener Skizzenbuch“ lässt sich nachvollziehen, dass auch der Künstler auf dieser Strecke unterwegs gewesen sein muss.

Fakten über den Caspar-David-Friedrich-Weg

5 h

Gehzeit - Die angegebene Zeit beruht auf einem durchschnittlichen Erfahrungswert. Wenn Sie ganz im Geiste der Romantiker während der Tour immer mal wieder innehalten und die Natur ganz auf sich wirken lassen möchten, dann planen Sie etwas mehr Zeit ein.

12 Infotafeln

entlang des Caspar-David-Friedrich-Weges zeigen die jeweils an den entsprechenden Orten entstandenen Zeichnungen von Caspar David Friedrich.

15 km

Strecke - Höhepunkte entlang der Route sind der Mittelhangweg, die Kaiserkrone, der Panoramablick vom Wolfsberg und die Caspar-David-Friedrich-Stele in Krippen (geschaffen von Steinmetz Jan Lorenz)

395 hm

Höhenmeter - Es handelt sich um eine überwiegend bequeme und landschaftlich abwechslungsreiche Tagestour. Anstiege sind am Mittelhangweg, Aschersteig und auf die Kaiserkrone zu bewältigen. Belohnt werden Sie immer wieder mit atemberaubenden Aussichten!

Wanderungen und Orte der Inspiration auf den Spuren von Caspar David Friedrich

Caspar David Friedrich & die Böhmische Schweiz

CASPAR DAVID FRIEDRICH & DIE BÖHMISCHE SCHWEIZ© Iven Eißner

Im Mai 1808 brach Caspar David Friedrich zu einer Wanderung in die Böhmische Schweiz auf. Sein Ziel war das Gebiet des Prebischtores, um so den Rosen- und Kaltenberg aus der Nähe zu sehen. Drei Tage war er unterwegs und zeichnete vier Skizzen auf ein Blatt. Friedrich hatte den Winterberg erstiegen, die böhmische Grenze überschritten und wanderte weiter in Richtung Prebischtor. Das war die damals übliche Route des Fremdenweges.

Mehr erfahren über Caspar David Friedrich in der Böhmischen Schweiz

Caspar David Friedrich erleben in Dresden

CASPAR DAVID FRIEDRICH IN DRESDEN© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister

Einen Großteil seines Lebens verbrachte Caspar David Friedrich in Dresden. Folgen sie hier seinen Spuren in Dresden und erfahren Sie mehr über die Veranstaltungen im Jubiläumsjahr in den Landeshauptstadt.

Wanderempfehlungen "Auf den Spuren von Caspar David Friedrich in Dresden Elbland"

Zum 250. Geburtstag widmen ihm die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eine große Ausstellung im Albertinum und im Kupferstich-Kabinett.

Sonderausstellung "Caspar David Friedrich. Wo alles begann"

24.08.-17.11.24 Kupferstich-Kabinett

24.08.-24-05.01.25 Albertinum

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